31.08.2018, Leipzig & Wurzener Land
Stark wachsende Metropolen wie Leipzig etablieren Wirtschaft, Verkehr und Wohnraum auf einer nicht vermehrbaren Landfläche. Eine Folge ist der umfassende Zugriff auf die Ressource Land und damit verbundene Flächenumwidmung zugunsten von Bau- und Infrastrukturprojekten sowie deren Kompensation nach BauGB und BNatSchG. Die Metropole wächst i.d.R. auf Kosten der landwirtschaftlichen Nutzfläche im Umland; bisherige Ökosystemleistungen werden durch Überbauung dem regionalen Naturkapital entzogen. Auch der Metabolismus der Metropolen greift über die Nachfrage von Lebensmitteln, Trinkwasser und Energie (Versorgungsleistungen) auf dieses Umland direkt oder indirekt zu. Diese Aktivitäten werden i.d.R. linear in verschiedenen Märkten nachgefragt und administriert ohne dass es eine kooperative Landnutzungsstrategie zwischen Stadt, Umland und ländlichem Raum gibt.
Im Projekt WERTvoll erarbeitet das Wurzener Land (Stadt Wurzen, Gemeinden Bennewitz, Thallwitz und Lossatal) gemeinsam mit der Stadt Leipzig in den kommenden fünf Jahren eine WERTvolle Stadt-Land-Partnerschaft. Ziel ist eine kooperative und sich positiv verstärkende Landnutzungsstrategie für die Region. Diese WERTvolle Stadt-Land-Partnerschaft verfolgt den marktorientierten Aufbau einer Landnutzung, die Mehrnutzungskonzepte – mehrere Leistungen werden gezielt auf derselben Fläche verankert, z.B. Nahrungsmittel, Trinkwasser und Biodiversität – und regionale Wertschöpfung miteinander verbindet. Die Kommunen arbeiten dabei eng mit dem Wassergut Canitz (Leipziger Wasserwerke), dem privaten Institut für Nachhaltige Landbewirtschaftung (INL), der Schweisfurth Stiftung für eine nachhaltige Agrar- und Ernährungswirtschaft sowie dem Institut für angewandtes Stoffstrommanagement (IfaS) der Hochschule Trier zusammen. Das IfaS ist Initiator von WERTvoll und übernimmt die Verbundkoordination. Eine Vielzahl weiterer Kooperations- und Know-how-Partner unterstützen das Projekt mit ihrem Spezialwissen.
Ein „neuer Marktplatz“ in Leipzig, eine bessere Zusammenarbeit zwischen den kommunalen Unternehmen, den Landwirten, dem Handwerk und dem Lebensmitteleinzelhandel sowie die Ergänzung und Stärkung bestehender Absatzwege sollen die Nachfrage nach regionalen Produkten und Ökosystemleistungen beleben. Eine ökologische und trinkwasserschutzgerechte Bewirtschaftung in Verbindung mit Qualitätszielen im Sickerwasser und Humusaufbau auf den Äckern sollen die Trinkwasserqualität langfristig auf hohem Niveau halten und gleichzeitig wichtige Beiträge für den regionalen Klimaschutz leisten. Ein Ziel, das die Stadt Leipzig nur mit dem Umland erreichen kann. So wird aus dem Zusammendenken von Märkten und gesellschaftlichen Zielen eine Kopplung von Investitionsmitteln erreicht und ein regionaler Mehrwert erarbeitet. Grundlage ist das Zusammendenken von funktionalen Beziehungen über administrative Grenzen hinweg zur Erarbeitung von mehr Werten in der Stadt-Land-Partnerschaft – die Stadt braucht das Land und umgekehrt.
Die inhaltlichen Schwerpunkte sind in vier Arbeitsfelder aufgeteilt:
1. Gesunde und regionale Nahrungsmittel für Leipzig und die Region
2. Grund- bzw. Trinkwasserqualität für Leipzig und die Region
3. Klimaschutz durch optimierte Ressourcenbewirtschaftung und verknüpfte Stoffströme
4. Reduzierung der Flächenumwidmung durch produktionsintegrierte Kompensation (PIK)
Lösungen
Das Projekt WERTvoll erarbeitet praxisgerechte Lösungen für
ü interkommunale Organisationsstrukturen, die Stadt und Umland effizient verknüpfen.
ü die Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie (für Sachsen) sowohl für
a. die Verbesserung der Rohwasserqualität (Grundwasser), als auch
b. die Renaturierung der Fließgewässer und Hochwasservorsorge.
ü gesunde sowie regionale Lebensmittel für Leipzig und sein Umland.
ü den Schutz der landwirtschaftlichen Nutzfläche durch produktionsintegrierte Kompensation.
ü mehr Biodiversität, Biotopverbund und Klimaschutz.
ü die Entwicklung von erlebbaren Bildungsmodulen für Schulen und Kindergärten.
ü eine steigende regionale Wertschöpfung und damit verbundenen Arbeitsplätzen in der Region.
Synergienmanagement und Marktoptionen schaffen Wertschöpfung und stärken so die Resilienz der Kulturlandschaft in einer vernünftigen Stadt-Land-Partnerschaft.
Ansprechpartner
Verbundkoordinator: Dipl.-Ing. Agr. Frank Wagener (Bereichsleiter IfaS)
Fon: 06782 17 – 26 36, Fax: 06782 17 – 12 64, E-Mail: f.wagener(at)umwelt-campus.de
Internetseite: https://wertvoll.stoffstrom.org
Bundesförderung
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Projekt im Rahmen von „Stadt-Land-Plus“. Die Fördermaßnahme ergänzt die Leitinitiative „Zukunftsstadt“ um die Perspektive der Stadt-Land-Beziehungen. Der Fokus liegt auf einem verantwortungsvollen Umgang mit Land- und Flächenressourcen.
Mehr Informationen zu Stadt-Land-Plus der Leitinitiative Zukunftsstadt unter: https://www.fona.de/de/stadt-land-plus-21638.html