Etablierung einer extensiven
Landnutzungsstrategie auf der Grundlage einer Flexibilisierung des
Kompensationsinstrumentariums der
Eingriffsregelung
Rahmendaten
- Projektpartner: FNR
- Mittelgeber: BMELV
- Laufzeit: Projektbeginn: 01/2007,
1. Phase (theoretische Grundlagen) abgeschlossen,
2. Phase (Initiierung von Modellprojekten) laufend,
3. Phase (Umsetzung in der Praxis) in Vorbereitung
Projektbeschreibung
Zielsetzung
Das Praxisziel von ELKE liegt in der Anerkennung von extensiven Landbausystemen zur Erzeugung nachwachsender Rohstoffe als Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen in der naturschutz- wie baurechtlichen Eingriffsregelung in Deutschland. Diesem Ziel liegen verschiedene aktuelle Problemfelder zugrunde. So steigt der Bedarf an biogenen Rohstoffen für die energetische und stoffliche Verwertung. Zugleich sind die Lebensmittelmärkte in den letzten Jahren zunehmend von einer unsicheren Versorgungslage und kaum absehbaren Preisschwankungen geprägt. Der seit Jahrzehnten hohe Flächenverbrauch durch Siedlung und Verkehr, aber auch die Flächeninanspruchnahme durch Kompensationsmaßnahmen führen ferner zum anhaltenden Verlust landwirtschaftlicher Nutzfläche.
Aus Flächenverknappung und steigendem Rohstoffbedarf folgt eine zunehmende Intensivierung bei der Nutzung der verbliebenen Flächen. Der Naturschutz zieht sich unter diesen Rahmenbedingungen zunehmend auf „Inseln“ zurück und hat kaum Möglichkeiten, seiner Aufgabe zum Ausbau des gesetzlich festgelegten flächigen „Biotopverbundes“ nachzukommen. Es entsteht eine zunehmende Segregation in der Flächennutzung zwischen Landbau und Naturschutz. Dies läuft der Tatsache entgegen, dass zahlreiche geschützte Biotope aus der historischen Landnutzung entstanden sind (bspw. Streuobstäcker und -wiesen, Niederwälder). Es ist nur konsequent, Produktivität und Schutzfunktionen künftig (wieder) gemeinsam in wirtschaftlich tragfähigen Anbausystemen – z.B. Gemenge, Agrarholzanbau, Agroforstsysteme, überdauernde Graskulturen – zu verknüpfen. Nachwachsende Rohstoffe bieten dabei eine ideale Grundlage, weil mit ihnen der Klimaschutz systematisch integriert wird – ein wichtiges verbindendes Ziel der Akteure.
Angesichts der aktuellen Herausforderungen im Umwelt- und Naturschutz müssen daher integrierte Ansätze für die Landnutzung gefunden werden, welche die Produktivität und die Schutzgüter (belebte Natur, Boden, Wasser, Luft und Landschaft) in den Blick nehmen. Ein Weg dazu führt über die Ausgleichs- und Ersatzregelung mit den in ELKE verfolgten Konzepten.
Herangehensweise
Bei der Umsetzung spielt die mancherorts schon gut erprobte vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen den Vertretern des Naturschutzes und den landwirtschaftlichen Betrieben eine zentrale Rolle. Deshalb werden die hier verfolgten Modellprojekte auch direkt in repräsentativen Landschaften Deutschlands im „normalen“ Verfahrensablauf der Eingriffsregelung umgesetzt:
- In den Modellprojekten wird ein regional vorhandener Ausgleichsbedarf aus Eingriffen in Natur und Landschaft (je nach Region gemäß BNatSchG oder BauGB) quantitativ und qualitativ bewertet, und in einen Ausgleich mit extensiven Landnutzungssystemen zur Erzeugung nachwachsender Rohstoffe übersetzt.
- Die umgesetzten Flächen dienen im Rahmen der Projektlaufzeit der praktischen Nutzung sowie Forschungszwecken zur Untersuchung der Umwelteffekte der Anbausysteme und können darüber hinaus als einzigartige Dauerbeobachtungsflächen für die Forschung langfristig genutzt werden.
- Bereits während der Projektlaufzeit stehen die beteiligten Akteure mit den verschiedenen „Zuständigkeiten“ und Arbeitsbereichen ihren Kollegen für Auskünfte zur Verfügung. So gelingt ein direkter Wissenstransfer. Die regionalen Beispiele zeigen eine vertrauensbasierte Zusammenarbeit und ein zielgerichtetes Zusammenwirken beim Aufbau regionaler Landnutzungsstrategien.
- Die Begleitforschung erarbeitet zwingend notwendige Grundlagendaten zu biotischen und abiotischen Auswirkungen der Landnutzung, die eine Bewertung dieser im Sinne der Eingriffs-Ausgleichs-Regelung und eine Übersetzung in die Punktesysteme der jeweiligen Bundesländer ermöglichen.
- Die Ergebnisse dienen damit einer Anerkennung der angewandten Konzepte von Seiten der Naturschutzbehörden, dem Eingang dieser in die Gesetzgebungsverfahren sowie ihrer Übertragung und Umsetzung in anderen Regionen.
- Somit werden repräsentative Ergebnisse als Grundlage für neue Ansätze in Landbau und Naturschutz objektiv gewonnen.
Die Anbausysteme werden gezielt und effizient beforscht, um ihre Qualität in Hinsicht auf die Schutzgüter des Naturschutzes klar herauszuarbeiten. Die angestrebte Flexibilisierung des Kompensationsinstrumentariums der Eingriffsregelung verlangt eine differenzierte Darstellung der zentralen biotischen Leistungen – Biotopfunktion und Biodiversität – aber auch der abiotischen Leistungen – Boden-, Wasser- und Klimaschutz. Ein herausragendes Alleinstellungsmerkmal des biotischen Forschungsansatzes liegt in der Herausarbeitung der Qualität der Kulturen im Raumverbund – Stichwort Biotopverbund und Biodiversität. Eine detaillierte Untersuchungstiefe ist als Basis für eine Bewertung durch den Naturschutz weit wichtiger, als dies bei einer rein auf Einzelkulturen angelegten biotischen Bestandsaufnahme, wie z.B. im kooperierenden Bundesverbundprojekt EVA, der Fall ist.
Die Forschung wird flankiert durch die Einbindung und Verankerung der Anbausysteme in regionale Wirtschaftskreisläufe. Hierbei bilden die Kommunen das zentrale „Scharnier“ sowohl in der Landschaftsentwicklung als auch in der Wirtschaftsförderung vor Ort. Die Einbindung der Kommunen bei der Anwendung des Prinzips „Naturschutz durch Landbau“ ist zentraler Bestandteil des Vorgehens in den Pilotprojekten.
ELKE erarbeitet Handlungswissen als sofort umsetzbare Antwort auf zentrale aktuelle Fragestellungen zu Landbau, Natur- und Klimaschutz in Deutschland.
Informationen und Kontakt
IfaS:
Frank Wagener (Projektleitung)
Tel.: 06782 / 17-2636
Mail.: f.wagener(at)umwelt-campus.de
Jörg Böhmer (stellv. Leitung)
Tel.: 06782 / 17-2626
Mail: j.boehmer(at)umwelt-campus.de
Weitere Informationen
Weitere Informationen finden Sie auf der Projekthomepage unter www.landnutzungsstrategie.de